Im August 2025 verabschiedeten sich die „Trägergesellschaft Bistum Trier“ und das Jugendhaus des Bistums Trier vom Robert Schuman-Haus. Für diejenigen, die lange Jahre dort tätig gewesen sind, war dies ein emotionaler Moment, so wie das Haus von Anfang an starke Höhen und Tiefen erlebt hat: Die finanzielle Kraftanstrengung der ganzen Bistumsfamilie für den Bau und seine Einrichtung 1929/30, die Enteignung wenige Jahre später 1941, die Mitbenutzung und wenig pflegliche Behandlung durch die Besatzungsmacht nach dem zweiten Weltkrieg, der Auszug der Seminaristen 1968 und der Neuaufbruch mit der zukunftsweisenden Einrichtung der „Katholischen Akademie“, die Erweiterung durch die große Aula mit dem spektakulären Blick auf Trier 1997, die Benennung des Hauses nach Robert Schuman, einem der Gründerväter der europäischen Einheit, die schmerzlich empfundene Auflösung der Akademie 2012, der Weiterbetrieb als Tagungs- und Gästehaus und jetzt das endgültige Aus mit einer ungewissen Zukunft.
Der Name „Rudolphinum“ folgte der bisherigen Praxis, die Großbauten des Priesterseminars nach ihren bischöflichen Bauherren zu benennen, das Clementinum nach Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen und das Felizianum nach Bischof Michael Felix Korum. Wegen der Zweckbestimmung für die ersten vier Semester, in denen die Seminaristen vorwiegend Philosophie studierten, sprachen die Trierer vom „Philosophikum“, eine Bezeichnung, die sich auch Jahre später noch auf Stadtplänen fand. Bischof Franz Rudolf wünschte für den Neubau den Namen „Josephinum“, erstens weil dieser auf dem Gelände des „Josephshofs“ errichtet worden war, der schon länger dem Priesterseminar gehörte, und zweitens weil man der Hilfe des hl. Josef die glückliche Vollendung des Projekts zuschrieb. Erst die Initiative des 84jährigen Dechanten Alexander Subtil aus Saarlouis führte dazu, dass dem Bischof beim Neujahrsempfang am 31. Dezember 1930 im Namen des gesamten Bistumsklerus der Wunsch vorgetragen wurde, das Haus nach seinem Erbauer umzubenennen. Der Ideengeber war wahrscheinlich der damalige Regens Johann Hein.
Für Bischof Bornewasser gehörte die Enteignung des Gebäudes durch den nationalsozialistischen Staat zu den schmerzlichsten Erlebnissen, die er als Bischof von Trier machen musste. Die letzten Jahre wohnte (seit 1948) und arbeitete er im Rudolphinum in einem für ihn hergerichteten Trakt. Am 12. Dezember 1951 musste er von dort in das Mutterhaus der Borromäerinnen übersiedeln, wo er wenige Tage später am 20. Dezember verstarb. Seit Beginn der 1930er Jahre bis Juni 2025 befand sich im Rudolphinum über alle Fährnisse hinweg ein Ölporträt von Willy Laros, das den Bischof weniger repräsentativ als menschlich zeigt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine Serie von Fotografien, die der Trierer Fotograf Georg Moritz Bätz kurz nach der Fertigstellung des Baus aufgenommen hat. Der aus Coburg stammende Bätz (1869–1954) betrieb seit 1903 fünfzig Jahre lang ein Fotoatelier in der heutigen Theodor Heuss-Allee in Trier und ist auch für anspruchsvolle Porträtaufnahmen bekannt. Der Architekt, Dombaumeister Julius Wirtz, hat die Fotos dem Bauherrn Bischof Bornewasser überreicht, der sie 1951 der Bibliothek des Priesterseminars übereignet hat – ein auch ideell kostbarer Besitz.
Die Fotografien sind von hohem dokumentarischen Wert, bestechen durch künstlerische und handwerkliche Sorgfalt und bringen die gestalterische Qualität eines Gebäudes der klassischen Moderne zur Geltung, das als Juwel der Trierer Architekturgeschichte bisher kaum angemessen gewürdigt wurde.
Die Ausstellung ist vom 15. September bis zum 4. Oktober in der Bibliothek des Priesterseminars, Jesuitenstraße 13, bei freiem Eintritt zu sehen. Öffnungszeiten Mo und Fr 9–14, Di–Do 9–17 Uhr (am Feiertag geschlossen). Nähere Informationen unter Tel. 0651 / 9484 - 143 oder E-Mail: bibliothek@bps-trier.de.
Abbildungen:
Bischof Bornewasser, Ölgemälde von Willy Laros ca. 1931, Bischöfliches Priesterseminar Trier, Foto: Bibliothek des Priesterseminars
Das neuerbaute Rudolphinum, Fotografie von Georg Moritz Bätz 1931, Reproduktion: Bibliothek des Priesterseminars
Bischof Bornewasser, Ölgemälde von Willy Laros ca. 1931, Bischöfliches Priesterseminar Trier, Foto: Bibliothek des Priesterseminars
Das neuerbaute Rudolphinum, Fotografie von Georg Moritz Bätz 1931, Reproduktion: Bibliothek des Priesterseminars