Schnellsuche im Onlinekatalog

Alter vor Schönheit

Restaurierte Objekte in der Biblio­thek des Priester­seminars Trier

Ausstellung vom 14.10. – 15.11.2019

Informationen sollen heute möglichst in Echt­zeit und von jedem Ort der Welt aus verfügbar sein. Deshalb sind Biblio­theken bemüht, viele ihrer Inhalte in digitaler Form bereit­zustellen – soweit das recht­lich zulässig und organisa­torisch möglich ist.

Daneben tragen sie aber auch Verant­wortung für die Originale. Diese bestehen aus Tierh­äuten, Papier, Holz, Textilien und anderen organi­schen Materi­alien, die empfind­lich auf Umwelt­bedingungen und nach­lässige Hand­habung reagieren.

Papier zum Beispiel ist ganz und gar nicht geduldig, sondern nimmt Feuchtig­keit und Schmutz übel. Das kann von Flecken und schlechten Gerüchen bis zur völligen Zerstörung und zum Verlust der enthal­tenen Infor­mationen führen. Wenn Papier dagegen von guter Quali­tät ist (das gilt vor allem für das aus Lumpen herge­stellte), ist es bis jetzt immer noch das halt­barste Speichermedium.

Verschleißteile finden sich vor allem am Einband des Buches. Häufiges Aufschlagen belastet unver­meidbar das Gelenk zwischen Deckel und Buch­rücken, von unsanftem Gebrauch ganz abgesehen. So sind Repara­turen oder Erneuerungen der Ein­bände schon in früheren Zeiten notwendig gewesen. Daher sind Original­einbände, die 500 Jahre oder älter sind, nur selten unver­sehrt erhalten (z. B. Obj.-Nr. 7).

Natürlich sind auffällige Gebrauchs- und Nutzungs­spuren bei Büchern in öffent­lichem Eigentum heute nicht mehr erwünscht. Wenn sie aber vorhanden sind, gehören sie zur Geschichte des Buches und bilden eine Informa­tions­quelle eigener Art, um so mehr, wenn sie von einer bekannten Person oder Ein­richtung stammen (Obj.-Nr. 3 und 6).

Abgesehen von ihrem Informations­gehalt ermöglichen Bücher eine greif­bare Verbin­dung zu der Zeit ihrer Ent­stehung und zu den Menschen, die mit ihnen umge­gangen sind. Diese histo­rische Authenti­zität ist durch nichts zu ersetzen. Deshalb wird heute bei der Instand­setzung alter Bücher angestrebt, soviel historische Substanz wie möglich zu bewahren. Dagegen kommt es nicht darauf an, ein Objekt in seiner ursprüng­lichen Schön­heit wieder­herzustellen (s. Obj.-Nr. 6).

In einigen Fällen hat man sich entschieden, den alten Ein­band komplett abzu­nehmen und durch einen mehr oder weniger auf­wendig gestal­teten Neu­einband zu ersetzen (Obj.-Nr. 2 und 5).

Die Kabinettausstellung zeigt histo­rische Bände, die in den letzten zehn Jahren in der Biblio­thek des Priester­seminars repa­riert, restau­riert oder neu eingebunden wurden. Sie dokumen­tiert mit der getroffenen Auswahl verschiedene Leit­linien und Vorgehensweisen.

Bestandserhaltung ist eine Kernaufgabe von Biblio­theken, wenn sie ihrem Auftrag gerecht werden wollen, Informa­tionen und kulturelle Werte lang­fristig zu sichern. Das beginnt bei einem pfleg­lichen Umgang mit den Büchern in der Biblio­thek, aber auch bei den Leserinnen und Lesern zuhause. Die Biblio­thek muss für schonende Aufbe­wahrung und Hand­habung, stabiles Klima in den Maga­zinen und regel­mäßige Reinigung sorgen. Ein gutes Mittel, Schäden zu verhindern und zu begrenzen, sind Schutz­ver­packungen. Der Zerfall von Papieren, die auf der Basis von Holz­schliff herge­stellt wurden, kann durch Ent­säuerung wenigstens aufgehalten werden.

Einzelrestaurierungen sind die Spitze des Eis­bergs. Sie können nur bei sehr wenigen Büchern durch­geführt werden, die nach genauer Prüfung des Schadensbefunds, der Seltenheitund deshistorischenoder ästhetischen Werts ausge­wählt wurden. Die hier präsen­tierten Stücke sind Beispiele dafür.

Das Priesterseminar, das Domkapitel und das Land Rhein­land-Pfalz stellen jedes Jahr nicht unerheb­liche Beträge für Restau­rierungs­projekte zur Ver­fügung. Diese Aus­stellung ist auch ein beschei­dener Dank an die für die Frei­gabe der Mittel Verant­wortvlichen – für ihr Ver­trauen, dass die Biblio­thek diese Mittel sinnvoll und verant­wortungs­bewusst einsetzt.

Katalog zur Ausstellung (PDF)
Pressebericht (PDF)