Vor 300 Jahren, am 20. Februar 1716, votierte das Domkapitel einstimmig für Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg als neuen Erzbischof und Kurfürsten von Trier. Der 1664 geborene Pfalzgraf war damals bereits Bischof von Breslau und Worms, Fürstpropst von Ellwangen, Hochmeister des Deutschen Ordens und Koadjutor, also designierter Nachfolger des Erzbischofs von Mainz. Kein Trierer Erzbischof hat jemals so viele höchste geistliche Ämter und die damit verbundene weltliche Regierungsgewalt in einer Person vereinigt. Seine Familie zählte seinerzeit zu den mächtigsten Dynastien des Reichs und war mit drei habsburgischen Kaisern verwandtschaftlich verbunden. Auch wenn Franz Ludwig nicht die Standesinteressen der Kapitulare vertrat, war seine Wahl eine kluge Entscheidung. Denn mit Tatkraft und Geschick setzte der Neugewählte eine Reihe von Reformen in Verwaltung, Justiz, Seelsorge und Bildungswesen in Gang, die bis zum Ende des Kurstaates Bestand hatten. Zwar verzichtete er 1729 auf sein Trierer Amt zugunsten der Mainzer Kurwürde. Dennoch ist er für Trier von bleibender Bedeutung, besonders sichtbar in der barocken Umgestaltung und Ausstattung des Doms. Franz Ludwig starb 1732 in Breslau und wurde dort in der von ihm erbauten Kurfürstenkapelle des Doms beigesetzt. Mit einer Kabinettausstellung möchte die Bibliothek des Priesterseminars an Franz Ludwig erinnern und durch ausgewählte, teils bekannte, teils noch nie öffentlich gezeigte Objekte neue Perspektiven auf seine Person und sein Wirken eröffnen. Museen, Archive und Bibliotheken aus Trier, Koblenz, Mainz, Münster und Eichstätt stellen dafür Leihgaben zur Verfügung.