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Wunderbares Zeichen – in einfacher Sprache

Krippenausstellung in der Bibliothek des Priesterseminars in Trier

Auch in dieser Adventszeit zeigt die Bibliothek des Priesterseminars wieder eine Reihe weihnachtlicher Darstellungen, gestaltet von Krippenbauern aus der näheren und weiteren Umgebung von Trier.
(Einige Fotos finden Sie im Anschluss an diesen Text)

Die Krippe ist eigentlich der Futtertrog, in den der neugeborene Gottessohn Jesus von seinen Eltern Maria und Josef notgedrungen gebettet wurde. Von daher wurde der Begriff ausgedehnt auf das gesamte Geschehen rund um die Geburt Jesu Christi: der nächtliche Himmel, der Stall oder eine zerfallene Hütte und alle beteiligten Lebewesen, Menschen ebenso wie Tiere. Einfache Hirten, die Allerärmsten der damaligen Gesellschaft, waren die ersten Zeugen des Ereignisses, das einen Neuanfang in der Weltgeschichte bedeuten sollte. Gott selbst kommt in Armut und Schwäche, um zuerst die Armen aus ihrer Angst und Hilflosigkeit zu befreien. Der heilige Franziskus als Freund der Armen im hohen Mittelalter und 300 Jahre später der Jesuitenorden haben die Krippendarstellung mit beweglichen Figuren genutzt, um die Menschwerdung Gottes den Menschen „in einfacher, in leichter Sprache“ nahezubringen. So hat es der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer ausgedrückt, ein großer Krippenfreund, der vielen Lesern als langjähriger Seelsorger im Weinort Kasel in guter Erinnerung ist.

Die große Beliebtheit der Krippendarstellungen bei Jung und Alt liegt auch daran, dass sie über den Bericht der Bibel hinaus auch die jeweilige Gegenwart in das Geschehen einbeziehen. Papst Franziskus hat 2019 dem Thema Krippe ein eigenes Apostolisches Schreiben gewidmet, unter der Überschrift „Admirabile signum – Wunderbares Zeichen“. Darin schreibt er, dass „in dieser von Jesus erneuerten Welt Platz ist für alles Menschliche und für jedes Geschöpf. Vom Hirten bis zum Schmied, vom Bäcker bis zu den Musikern, von den Wasserkrüge tragenden Frauen bis zu den spielenden Kindern … All das steht für die Heiligkeit des Alltags, für die Freude, alltägliche Dinge auf außergewöhnliche Weise zu tun, wenn Jesus sein göttliches Leben mit uns teilt.“

Diese Botschaft bringen auch die in diesem Jahr vorgestellten Krippen wieder in unterschiedlicher Weise zum Ausdruck. In der orientalischen Krippe von Gisela Wächter aus Sehlem ist die heilige Familie nur von Tieren umgeben: Kamel, Esel, Ochse, Schafe und eine Ziege. Sie alle werden in der schlichten Erzählung des Evangelisten Lukas gar nicht genannt, haben aber eine tiefere Bedeutung in der Heilsgeschichte und verweisen zugleich auf den Alltag der Menschen. Die Verbindung mit der heimatlichen Natur zeigen die Wurzelkrippen von Stephan Schmitz aus Trier. Totes Holz bietet in neuer Verwendung dem Urheber des Lebens Geborgenheit und Schutz. Johannes A. Frechen aus Trier-Quint hat in seine Naturkrippe das Stück eines alten Weinstocks eingesetzt und darauf den Engel plaziert, der den Hirten den Frieden auf Erden verkündet. Die auf vielen Spaziergängen zusammengetragenen Materialien und ihre Symbolik erschließen sich nicht auf einen oberflächlichen Blick. Das gilt auch für die sechs verschiedenen Kleinkrippen von Günter Wagner aus Fell, darunter eine nostalgisch anmutende Papierkrippe aus dem Kinderzimmer unserer Groß- und Urgroßeltern.

Andere Ausstellungsobjekte bestechen durch ihre detailverliebte Architektur. Hans Erwin Bastgen aus Neumagen hat die Anbetung des göttlichen Kindes in ein alpenländisches Bauernhaus versetzt. Eine weitere Krippe aus seiner Werkstatt wird bei den meisten Besuchern einen Aha-Effekt auslösen. Wer einmal an der Mosel zwischen Trittenheim und Neumagen-Dhron entlanggefahren oder -gewandert ist, wird in der Ausstellung die im Weinberg gelegene Kapelle der Trierer Märtyrer wiedererkennen.

Eine der beiden Laternenkrippen von Wolfgang Ehlen aus Fell birgt eine selten zu sehende bildliche Variante: Maria liegt auf dem Wochenbett aus Stroh, auf dem Bettrand sitzt Josef mit dem Jesuskind im Arm. In der Mehrzahl der Fälle stammen die Figuren nicht von den Krippenbauern selbst, lohnen aber deshalb nicht weniger eine genaue Betrachtung.

Eine spezielle Form der Krippenbaukunst stellen die Guckkastenkrippen dar, die dem Betrachter einen Blick in die Ferne bieten. Mit zwei spektakulären Beispielen hat Hermann Feise aus Kleinniedesheim in der Pfalz die Schau bereichert. Eine Kastenkrippe zeigt die Hirten beim Blick in den nächtlichen Himmel. Auch dieser ist von tiefer symbolischer Bedeutung. Papst Franziskus schreibt dazu: „Denken wir daran, wie oft Nacht unser Leben umgibt. Nun, selbst in solchen Momenten lässt Gott uns nicht allein, sondern kommt zu uns, um den entscheidenden Fragen nach dem Sinn unserer Existenz eine Antwort zu geben.“

Die Bibliothek des Priesterseminars ist den Ausstellerinnen und Ausstellern dankbar, dass sie mit ihren Werken nicht nur vorweihnachtliche Freude erwecken, sondern dazu anregen, die Menschwerdung Gottes und ihre Bedeutung für das eigene Leben neu zu entdecken.

Die Ausstellung kann kostenlos zu den regulären Öffnungszeiten der Bibliothek in der Jesuiten­straße 13 in Trier besucht werden: montags bis donnerstags von 8:30 bis 18 Uhr, freitags bis 15:30. Sie ist noch bis einschließlich 21. Dezember zu sehen. Der Zugang ist auf fünf Personen gleichzeitig beschränkt. Wie in Museen gilt die Pflicht zur Erfassung der Kontaktdaten und die 2G-Regel (geimpft oder genesen).

Weitere Informationen oder Anmeldungen für Kleingruppen telefonisch unter 0651 / 9484 - 143 oder per E-Mail ausleihe@bps-trier.de

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