Gerade in der Barockzeit wurden theologische und geschichtliche Bücher oft mit repräsentativen Porträts des Verfassers oder des Widmungsempfängers ausgestattet. Meistens handelt es sich um großformatige Kupferstiche, oft von hoher künstlerischer Qualität. Manche dieser Porträts faszinieren durch eine ausdrucksstarke und lebensnahe Zeichnung der Gesichtszüge. So werden die dargestellten Personen scheinbar zu Zeitgenossen des heutigen Betrachters. Einen Höhepunkt bildet in dieser Hinsicht das Porträt des 1429 verstorbenen Johannes Gerson. Er war Kanzler der Pariser Universität und einer der wichtigsten Theologen seiner Zeit. Zugleich kämpfte er auf dem Konstanzer Konzil (1414–1418) gegen die theologische Rechtfertigung eines politischen Mordes und bezahlte dafür mit dem Gang ins Exil. Andere Kupferstiche sind aufgeladen mit symbolischen Elementen und verleihen dem sachlichen Gehalt des Buches eine zusätzliche Bedeutungsebene.
Die Bibliothek des Priesterseminars verdankt ihren reichen Bestand solcher Porträts den Büchersammlungen von Pfarreien, Klöstern und einzelnen Geistlichen, die ihr in den vergangenen 200 Jahren zugewachsen sind. In den letzten Jahren erst konnten die Bibliothek der Pfarrei St. Kastor in Koblenz und der Altbestand der Missionare von der Heiligen Familie (zuletzt in Altenhundem im Sauerland) erworben werden. Eine Fundgrube ist auch die Bibliothek des Trierer Domkapitels, die im Priesterseminar als Depositum verwahrt wird.
Manche der vorgestellten Personen sind heute weitgehend unbekannt. Lohnend ist nicht nur die Betrachtung ihrer Porträts, sondern auch die Wiederentdeckung ihrer Biografie und geistigen Welt. Zu den überraschenden Neuentdeckungen gehört Pietro Giorgio Odescalchi (1564–1620), der sich nach dem frühen Tod seiner Ehefrau zum geistlichen Beruf entschloss. Als Bischof von Alexandria und Vigevano folgte er dem Ideal des heiligen Karl Borromäus und starb selbst im Ruf der Heiligkeit. Der bald eingeleitete Prozess zur Seligsprechung wurde bisher nicht zu Ende geführt.
Eine Broschüre mit den Objektbeschreibungen aus der Ausstellung können Sie herunterladen oder online lesen.
Alle Interessierten sind eingeladen, ihre eigenen Entdeckungen zu machen. Die Ausstellung kann kostenlos zu den regulären Öffnungszeiten der Bibliothek (Jesuitenstraße 13 in Trier) besucht werden (montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr) und ist vom 24. Oktober bis zum 21. November 2018 zu sehen. Weitere Informationen oder Anmeldungen für Führungen telefonisch unter 0651 / 9484-143 oder per E-Mail unter Bibliothek@bps-trier.de.