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Pressebericht


Dienstag • 15. November 2016 • 19.00 Uhr

Lesesaal der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars
Prof. Dr. Wolfgang Schmid • Universität Trier

Der Traum von Heldentum und Liebe: Ritterromantik in der Bilderhandschrift von Kaiser Heinrichs Romfahrt und in der Manessischen Liederhandschrift


Die Illusion der Ritterromantik

Über den "Traum von Heldentum und Liebe: Ritterromantik in der Bilderhandschrift von Kaiser Heinrichs Romfahrt und in der Manessischen Liederhandschrift" referierte Prof. Dr. Wolfgang Schmid (Universität Trier) auf Einladung der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier und der Bibliophilen Gesellschaft Trier PRO LIBRIS in der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier.

Zwischen 1300 und 1350 entstanden zwei Meisterwerke der mittelalterlichen Buchmalerei. Der Trierer Kurfürst und Erzbischof Balduin von Luxemburg gab die Romfahrt Kaiser Heinrichs in Auftrag. In Zürich veranlasste die Patrizierfamilie Manesse die Schaffung der nach ihr benannten Liederhandschrift. Im Rückblick wird in beiden Werke eine verklärte Ritterwelt der Stauferzeit aufgezeigt.

Balduin von Luxemburg ließ die Bilderchronik der Romfahrt seines Bruders anfertigen, um das Ansehen seiner Familie zu erhöhen. Obwohl Heinrich VII. unterwegs starb, feierte die Bilderchronik das Unternehmen als Erfolgsgeschichte einer nie erfolgten Unterwerfung Italiens. Im Rückblick war nur die Kaiserkrönung in Rom ein Erfolg der Luxemburgerdynastie, die an das Vorbild der Kaiserkrönungen der Staufer anknüpfte.

Die Manessische Liederhandschrift verherrlichte in ihren Buchmalereien die Schlacht als ein Geschehen vieler Zweikämpfe zwischen einzelnen Rittern. Diese wetteiferten in Turnieren und im Minnedienst. Zudem wird die Kreuzzugsteilnahme als Lebenskrönung eines jeden Ritters dargestellt, Die damaligen Wirklichkeiten verdrängten die beiden Prachthandschriften bewusst. Vergleiche mit zeitgenössischen Kampfschilderungen wecken Zweifel an der Echtheit der Abbildungen. Der Einsatz von Fußtruppen und Geschützen nahm in kriegerischen Auseinandersetzungen zu. Somit verloren die Ritter als Kämpfer an Bedeutung.

In beiden Handschriften wird die Ritterwelt der Stauferzeit als "gute, alte Zeit" verklärt und ihr ein literarisches Denkmal gesetzt.

Im Anschluss an den Vortrag wurde die Adventsausstellung 2016 der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier Ex oriente et occidente lux aurea – Goldener Buchglanz aus Ost und West: Faksimiles aus der Sammlung von Msgr. Prof. Dr. Dr. Ekkart Sauser eröffnet. Diese Präsentation kann bis zum 22. Dezember 2016 bei freiem Eintritt zu den Öffnungszeiten der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier montags bis donnerstags von 8.00 bis 18.00 und freitags von 8.00 bis 17.00 Uhr besucht werden.

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